Einblick ins Labor – Wie Spenden die Krebsforschung vorantreiben
Shownotes
Die Forschung greifbarer machen. Das war das Ziel des diesjährigen Spendenanlasses der Krebsforschung Schweiz. Stiftungspräsident Jakob Passweg und Onkologe Heinz Läubli führten die Gäste durchs Unispital Basel und ins Forschungs- und Diagnostiklabor. Während viele Prozesse heutzutage automatisiert sind, arbeiten Expertinnen und Experten dennoch rund um die Uhr im Labor an wichtigen Fortschritten in der Krebsforschung. Auf der Station für Stammzelltransplantationen berichtet ein Patient über seinen Umgang mit der Leukämie-Erkrankung. Auch Personen, welche die Krebsforschung Schweiz in ihrem Testament bedacht haben, waren eingeladen. Manuela Daboussi, zuständig für Erbschaftsspenden, betonte: «Wenn man eine Organisation im Testament berücksichtigt, hat das oft mit dem eigenen Leben zu tun.» Peggy Janich, Geschäftsführerin der Stiftung Krebsforschung Schweiz, ergänzte: «Krebsforschung ist sehr komplex, aber die Fortschritte sind beeindruckend. Solche Anlässe sollen in Zukunft regelmässig stattfinden.»
Hilfreiches Wissen in dieser Episode zu
- Krebs
- Krebsforschung
- Spendenanlass
- Leukämie
- Labor
- Stammzelltransplantation
- Testament
Mehr zum Podcast «Wissen gegen Krebs»
Hinter jeder Erkrankung steckt eine ganz persönliche, bewegende Geschichte, hinter jedem Forschungsprojekt ein engagierter Mensch, der ein klares Ziel verfolgt. Die Podcast-Serie «Wissen gegen Krebs» bringt diese beiden Pole zusammen: Eine Person mit Krebsdiagnose und ein Vis-à-vis in der Forschung, das alles daransetzt, dass Heilung nach einem Krebsbefall zur Regel wird.
Die Podcast-Serie sendet direkt aus dem trauten Heim, dem Spital, dem Labor oder dem Behandlungszimmer und gibt Einblick in die von der Stiftung Krebsforschung Schweiz unterstützten Projekte.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Ein Podcast der Krebsforschung Schweiz.
00:00:05: Mir hat der Onkologe im 2020 gesagt,
00:00:16: dass ich vor zehn Jahren
00:00:18: praktisch Null Chancen gehabt hätte zu überleben.
00:00:21: Diesen Mann, der an einem bösartigen Hautkrebs erkrankt ist,
00:00:25: treffe ich in Basel an einem Spendenanlass der Stiftung
00:00:28: Krebsforschung Schweiz.
00:00:31: Die Stiftung Krebsforschung Schweiz
00:00:36: hat die Spenderinnen und Spender eingeladen.
00:00:39: Diesmal ins Universitätsspital Basel.
00:00:42: Das, was hier gezeigt wird, macht Eindruck.
00:00:46: Ja, das hier mit dieser Stammzell-Transplantation,
00:00:49: das hört man immer, aber ich habe nie recht gewusst,
00:00:52: was das genau ist.
00:00:53: Das hat mich schon beeindruckt, was sie hier machen können.
00:00:57: Das ist "Wissen gegen Krebs",
00:00:59: der Podcast der Stiftung Krebsforschung Schweiz.
00:01:02: Ich bin Rebekka Haefeli.
00:01:04: Der Mann, selbst ein Krebspatient,
00:01:10: ist einer von rund zwei Dutzend Spenderinnen und Spender,
00:01:13: die kürzlich an diesem Anlass in Basel dabei waren.
00:01:16: Sie haben einen Blick hinter die Kulissen des Spitals
00:01:19: und von der Forschung werfen können.
00:01:21: Auf der Abteilung haben sie Patienten besucht,
00:01:24: die Stammzell-Transplantationen erhalten.
00:01:27: Der Eins-zu-eins-Austausch mit Betroffenen
00:01:30: ist allen unter die Haut gegangen.
00:01:33: Als ich erfahren hatte, dass wir wirklich auch noch zu Patienten gehen,
00:01:37: hatte ich schon etwas Herzklopfen.
00:01:40: Dass wir gerade so fest auf Tuchfühlung gehen,
00:01:43: das hatte ich nicht wirklich auf der Rechnung.
00:01:46: Empfangen wurde die Gruppe in Basel von Jakob Passweg,
00:01:50: dem Präsidenten der Stiftung Krebsforschung Schweiz.
00:01:53: Für ihn war es ein Heimspiel.
00:01:56: Er ist Chefarzt der Klinik für Hämatologie
00:01:59: des Basler Unispitals
00:02:01: und er ist Spezialist für Stammzell-Transplantationen.
00:02:05: Das hier sind Leukämie-Zellen.
00:02:08: Für die, die nicht genau wissen, was Leukämie ist,
00:02:11: erklären wir es nachher noch.
00:02:13: Bei einer Leukämie oder wie man in der Umgangssprache sagt,
00:02:16: einem Blutkrebs, kann
00:02:19: eine Stammzell-Transplantation die Rettung sein.
00:02:22: Stammzellen sind für die Blutbildung zuständig.
00:02:25: Eine Transplantation ist wie ein Neustart
00:02:28: des Blutbildenden Systems.
00:02:31: Sie schauen grausig aus.
00:02:34: Sie haben Augen und sie schauen euch an.
00:02:37: Und diese Augen sagen, wir werden euch fressen.
00:02:40: Als Einführung in den Abend
00:02:42: haben Jakob Passweg und der Onkologe Heinz Läubli
00:02:45: je ein Referat gehalten.
00:02:48: Beide sind auch in der Forschung aktiv.
00:02:51: Sie sind in ihren Vorträgen auch auf aktuelle Projekte eingegangen,
00:02:54: bevor der Rundgang in drei Gruppen angefangen hat.
00:02:57: Jakob Passweg
00:03:01: hat die Leute mit auf
00:03:04: seine Abteilung
00:03:07: genommen.
00:03:10: Alle mussten sich
00:03:13: zuerst einkleiden,
00:03:16: mit einem langärmligen weissen Kittel,
00:03:19: der vorne zu ist und hinten mit einem Bändel zugeknöpft wird.
00:03:23: Dann standen alle zusammen auf der Station
00:03:26: für Stammzell-Transplantationen auf dem Flur.
00:03:30: Wir machen das so.
00:03:32: Wir besuchen zwei Patienten.
00:03:34: Damit wir nicht zu 10. hineintrampeln,
00:03:37: gehen fünf Leute mit mir in eines der Patientenzimmer.
00:03:41: Das machen diese Fünf.
00:03:43: Das ist diese Fünfer-Gruppe, die mit mir kommt.
00:03:45: Wir gehen jetzt zu Herrn M.
00:03:47: Er hatte eine Blutkrebserkrankung vor ein paar Jahren.
00:03:50: Das ist ein Plasmazellmyelom.
00:03:52: Das wurde behandelt mit einer hochdosierten Chemotherapie.
00:03:56: Das ging gut.
00:03:58: Es ging weg.
00:04:00: Aber die hochdosierte Chemotherapie hat bei ihm
00:04:04: eine zweite Krankheit ausgelöst,
00:04:06: nämlich eine akute myeloische Leukämie.
00:04:09: Um diese zu behandeln,
00:04:11: bekommt er jetzt eine Stammzell-Transplantation
00:04:14: mit Stammzellen von seinem Sohn.
00:04:16: Er ist jetzt etwa am fünften Tag nach der Stammzell-Transplantation,
00:04:20: hat wieder Chemotherapie bekommen, um Platz zu machen,
00:04:23: und hat dann die Stammzellen von seinem Sohn in sein Blut erhalten.
00:04:27: Jetzt gehen wir schauen, wie es ihm geht.
00:04:30: Eine Teilnehmerin an der Führung fragt,
00:04:33: wie lange die Patientinnen oder Patienten im Spital bleiben.
00:04:37: Fünf, sechs Wochen sind sie bei uns im Spital.
00:04:39: Man muss sich das so vorstellen:
00:04:41: Man kommt hinein, wird untersucht, ist das Herz gut, die Lunge gut?
00:04:44: Dann bekommt man eine Chemotherapie,
00:04:46: die Platz schafft für die neuen Zellen.
00:04:48: Diese braucht fünf bis sechs Tage.
00:04:50: Seine war fünf Tage, aber er ist auch gegen 70 Jahre alt.
00:04:55: Ein etwas älteres Semester,
00:04:57: deshalb hat er eine weniger intensive Therapie bekommen.
00:04:59: Dann bekommt er die Zellen wie eine Bluttransfusion von seinem Sohn.
00:05:03: Dieser hatte gespendet.
00:05:06: Die Zellen bekommt er in die Venen gespritzt.
00:05:09: Diese finden von selbst den Weg ins Knochenmark,
00:05:11: sie setzen sich dort ab und vermehren sich.
00:05:13: Die Vermehrung dauert etwa drei Wochen.
00:05:15: In etwa drei Wochen wird man sehen,
00:05:18: dass die Zellen funktionieren.
00:05:20: Wenn das gut geht und es ihm gut geht, kann er dann heim.
00:05:23: Das heisst, wenn man zusammenzählt: Vorabklärung,
00:05:26: eine Woche Chemotherapie,
00:05:28: drei Wochen Warten bis die Zellen anwachsen,
00:05:31: dann sind das vier bis sechs Wochen.
00:05:33: Jetzt sind wir eigentlich
00:05:35: seit zweieinhalb Wochen, seit er kam,
00:05:37: und eine knappe Woche seit der Transplantation.
00:05:40: Jakob Passweg klopft an die Türe,
00:05:43: die Gruppe geht hinein.
00:05:46: Der Patient sitzt auf dem Bett und erzählt, es gehe ihm gut.
00:05:49: Er wollte gerade einen Fussball-Match schauen.
00:05:52: Arzt Jakob Passweg stellt ein paar Fragen.
00:05:55: Dann verabschiedet sich die Gruppe wieder
00:05:58: und geht zurück auf den Flur.
00:06:01: Ein Mann aus der Gruppe sagt, es brauche sicher
00:06:04: eine starke Psyche, um das alles durchzustehen.
00:06:07: Es hat auch Patienten mit nicht so guter Psyche,
00:06:10: die eine starke Psyche entwickeln.
00:06:12: Und es hat solche, denen helfen wir halt einfach über diese Zeit hinweg.
00:06:15: Nach einer solchen Krankheit, wie man nach Schicksalsschlägen damit umgeht, ist noch mal was ganz anderes.
00:06:20: Einigen hilft es irgendwie, einen besseren Weg im Leben zu finden, andere machen
00:06:26: gleich weiter wie vorher, es gibt alles. Aber es ist eigentlich ein Schlag des Schicksals
00:06:33: und manche Leute versuchen danach ein bewussteres, besseres Leben zu leben.
00:06:39: Das ist auch logisch, aber es gelingt nicht immer allen. Wer kann schon sein Leben
00:06:47: steuern und regeln, so wie er es gerne möchte. Jetzt müssen wir hinunter, weil jetzt schon die
00:06:52: dritte Gruppe kommt.
00:06:53: Alle ziehen den weissen Kittel wieder ab und weiter geht es für diese Gruppe im Forschungslabor.
00:06:59: Dafür müssen sie aussen durch in ein anderes Gebäude des Unispitals.
00:07:03: Onkologe Heinz Läubli zeigt, in welchem Labor Zelltherapien, zum Beispiel mit Stammzellen,
00:07:13: für Krebs-Patientinnen und -Patienten aufbereitet werden.
00:07:17: Die Putzequipe ist drin, weil wir heute ja hier im Reinraum drin waren. Der Reinraum ist
00:07:23: aufgeteilt in verschiedene Zonen. Man muss sich da dann eben umziehen oder man kann nicht
00:07:26: einfach hinein, man muss sich komplett umkleiden, damit alles rein ist und es werden auch Partikel
00:07:32: gemessen im Innersten.
00:07:33: Ich kann Ihnen vielleicht schnell zeigen, das hier ist jetzt der Eingang,
00:07:37: den man hier sieht, wo man hineingeht. Dann ist hier eine Zone, wo man arbeiten kann.
00:07:43: Dann kommen wir hier in die hochreinen Zonen. Das ist eine Bench, also eine Arbeitsbank,
00:07:50: die noch einmal steriler ist, wo die Luft noch einmal gefiltert wird.
00:07:54: Dass dort wirklich nichts hineinkommt, da macht man zum Teil auch Kulturen auf und da dürfen dann
00:08:00: wirklich keine Partikel hineinkommen.
00:08:02: Die Temperatur und die Lüftung in diesen Laboren werden streng kontrolliert und auch die
00:08:08: Sicherheit spielt eine grosse Rolle, wie Heinz Läubli erklärt.
00:08:12: Es ist natürlich alles gesichert, auch elektronisch, wenn etwas nicht mehr funktioniert oder etwas
00:08:16: ausfällt, dass wir einen Alarm erhalten, auch daheim, und dass dann jemand kommen kann.
00:08:20: Es ist natürlich alles vorgegeben, es ist auch Swissmedic inspiziert, ganz normal, wie
00:08:24: alle anderen Reinräume in der Schweiz.
00:08:25: Die Gruppe wird als Drittes noch durchs Diagnostiklabor geführt.
00:08:30: Das ist im Basler Unispital ein 24-Stunden-Betrieb, weil es im Notfall schnelle Analysen braucht.
00:08:38: Sehr vieles läuft heute automatisiert ab.
00:08:41: Trotzdem, Tag und Nacht sind Spezialistinnen und Spezialisten im Labor an der Arbeit.
00:08:47: Nach dem Rundgang bleibt Zeit für einen Austausch bei einem Apéro und Zeit, um ein paar
00:09:05: Fragen zu stellen.
00:09:07: Zum Beispiel, warum sich Spenderinnen und Spender engagieren.
00:09:11: Wir sind sicher seit 15 Jahren schon bei der Krebsforschung dabei.
00:09:17: Wir haben nicht selbst etwas gehabt, mein Schwiegervater ist aber an Bauchspeicheldrüsenkrebs
00:09:23: gestorben. Aber ich hatte einfach immer das Gefühl, um mich herum hat es so viel Krebs, Krebs,
00:09:30: Krebserkrankung.
00:09:31: Und da habe ich einfach gesagt, man muss das erforschen und die machen solche Fortschritte.
00:09:36: Also man muss das unterstützen.
00:09:37: Wir können uns das auch leisten und auch sonst.
00:09:41: Also ich wäre lieber noch woanders zurückgestanden, als hier jetzt irgendwie einen
00:09:46: Abstrich beim Spenden für die Krebsforschung zu machen.
00:09:49: Manuela Daboussi ist bei der Stiftung Krebsforschung Schweiz zuständig für Spenden aus Erbschaften.
00:09:57: Ich habe heute Leute eingeladen, welche die Krebsforschung Schweiz im Testament berücksichtigt haben.
00:10:02: Ein paar habe ich schon gekannt, wir sind zum Teil auch schon per Du, und es gab auch schon Freundschaften.
00:10:10: Aber ich habe tatsächlich heute auch Leute zum ersten Mal kennengelernt.
00:10:14: Was sind das für Leute?
00:10:16: Wenn man Testament hört und eine Stiftung, an die jemand sein Geld vermacht, dann denkt man
00:10:20: eigentlich an Leute, die schon gestorben sind.
00:10:24: Was haben diese Leute für eine Motivation?
00:10:27: Ein Teil hatte selbst Krebs und überlebt und andere haben jemand Nahestehenden an Krebs verloren.
00:10:36: Wenn man eine Organisation im Testament berücksichtigt, hat das meistens auch etwas mit dem eigenen Leben zu tun.
00:10:43: Sehr viele Leute hatten wirklich Erfahrung mit Krebs.
00:10:48: Peggy Janich, Geschäftsführerin der Stiftung Krebsforschung Schweiz, sagt,
00:10:53: solche Anlässe sollen auch in Zukunft regelmässig stattfinden.
00:10:58: Wir haben letztes Jahr wieder begonnen und wollen das jetzt mindestens einmal im Jahr fortführen.
00:11:03: Mit dem Ziel natürlich, unseren Spenderinnen und Spendern die Forschung etwas greifbarer zu machen.
00:11:08: Es ist doch sehr komplex und die Fortschritte, die aber gemacht werden, sind sehr eindrücklich.
00:11:14: Und wenn man die Möglichkeit hat, sich vor Ort im Spital oder im Labor davon zu überzeugen,
00:11:20: ist das für uns natürlich auch ein Mehrwert und für die Spender auch.
00:11:24: Sie sehen, dass ihre Spende gut investiert ist.
00:11:27: Und der Mann, der selbst Krebs-Patient ist und den wir am Anfang schon gehört haben,
00:11:32: sagt, er spende seit etwa vier Jahren regelmässig.
00:11:36: Schlussendlich kommt es nicht nur mir zugute, auch anderen.
00:11:40: Ich muss schon sagen, in der Onkologie, ich bin viel in der Onkologie, da sieht man halt schon Sachen.
00:11:45: Das tut mir eigentlich weh im Herzen, wenn ich hier 30-jährige Frauen sehe,
00:11:49: die keine Haare mehr haben, weil sie Chemo bekommen.
00:11:53: Und zu Hause hat sie vielleicht schulpflichtige Kinder.
00:11:56: Das ist eigentlich tragisch.
00:11:58: Da muss ich sagen, mir geht es ja gut.
00:12:01: Es hat nicht jeder so viel Glück.
00:12:06: * Musik *
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00:12:24: Ein Podcast der Krebsforschung Schweiz.
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